Unterschiedliche Quellen und Routen zur Versorgung mit Erdgas führen dazu, dass in Deutschland verschiedene Erdgassorten mit unterschiedlichem Energiegehalt zum Einsatz kommen: L-Gas (low calorific gas) und H-Gas (high calorific gas).
Die Unterschiede zwischen L- und H-Gas
Je höher der Anteil an Methan ist, desto mehr Energie steckt in einem Kubikmeter Erdgas. Die chemische Zusammensetzung von Erdgas – und damit der Methangehalt – hängt von der Fundstätte (bzw. Quelle) ab.
Die Erdgasversorger im Raum Köln beziehen bislang überwiegend das niederkalorische L-Gas. Das bedeutet, dass das Gas nur einen vergleichsweise geringen Energiegehalt beziehungsweise Heizwert hat. Das hochkalorische H-Gas, mit dem der überwiegende Teil Deutschlands bereits seit einigen Jahrzehnten versorgt wird, stammt aus Norwegen und Großbritannien.
Die Marktraumumstellung
Auf Grund der geologischen Strukturen hat Deutschland keine eigenen H-Gas-Aufkommensquellen, welche die L-Gas-Quellen aufkommensneutral neutralisieren könnten.
Die L-Gas-Vorkommen in den Niederlanden und in Norddeutschland werden in absehbarer Zukunft im Wesentlichen erschöpft sein. Zusätzlich soll das größte europäische Erdgasfeld in Groningen aus Sicherheitsgründen bis spätestens 2026 geschlossen werden, verkündete der niederländische Wirtschaftsminister Eric Wiebes im September 2019. Die niederländische Regierung ergreift dafür eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung der Gasförderung. Laut dem Netzwerkmanager Gasunie Transport Services (GTS) kann dies bedeuten, dass bei milden Durchschnittstemperaturen bereits im Jahr 2022 kein L-Gas mehr in Groningen gefördert wird. Das bedeutet, dass die Versorgung im Raum Köln ab 2023 auf das hochkalorische H-Gas umgestellt werden muss. Der Vorgang samt den notwendigen technischen Veränderungen wird als Marktraumumstellung bezeichnet.
Die Rolle der NETG
Die NETG Leitung Voigtslach-Paffrath ist unter anderem notwendig für die Umstellung der Region Köln auf das höherkalorische Substitut H-Gas. Sie sorgt dafür, dass die H-Gas-Aufkommen, die aus den Quellen im Norden, Süden und Westen in den deutschen Eintrittspunkten anlanden, unter Nutzung vorhandener Leitungssysteme an die Region Köln angebunden werden können. Es ist Aufgabe der NETG Leitung Voigtslach-Paffrath, die schrittweise Umstellung der L-Gas-Gebiete zu gewährleisten. Die sichere Versorgung der Haushalte, der Energieversorgung und der Industrie ist hiervon abhängig. Die Termine für die Umstellung sind bereits fixiert, terminiert und vertraglich gebunden. Aufgrund der Größe des Umstellungsbereichs der Stadt Köln wird die Umstellung in mehreren Schritten durchgeführt. Sie erfolgt in den im Netzentwicklungsplan Gas (NEP) definierten Bereichen in den Jahren 2023 bis 2027. Auch die Stadt Leverkusen wird in diesem Zeitraum (2024) umgestellt. Da Leverkusen nicht losgelöst von Köln umgestellt werden kann, ist die Fertigstellung der NETG Leitung Voigtslach-Paffrath für die Umstellung zwingend notwendig.
Der Bereich des L-Gas-Netzes, den die NETG Fernleitung quert, umfasst auch größere Umstellungsbereiche, die erst nach 2026 umgestellt werden. Dies betrifft u.a. die Städte Langenfeld und Leichlingen. Daher werden in diesem Netzgebiet die bestehende L-Gas-Versorgung und die neue H-Gas-Versorgung über einen langen Zeitraum parallel benötigt. Die Voraussetzungen hierfür werden durch die NETG Leitung Voigtslach-Paffrath erfüllt. Sie schafft in Verbindung mit bestehenden Leitungen die Möglichkeit, die Region Köln an H-Gas-Aufkommen aus dem Süden, Westen und Norden anzubinden und gleichzeitig noch mit L-Gas versorgte Gebiete bis zur abschnittsweisen Umstellungen gesichert weiter zu versorgen.
Während der Umstellung wird selbstverständlich darauf geachtet, dass die Versorgung der Kunden zu jedem Zeitpunkt gesichert ist.