Bodenschutz auf der Baustelle der NETG Voigtslach-Paffrath

Böden und Gewässer sind Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Zu deren Schutz gibt es für den Bau der NETG Leitung Voigtslach-Paffrath eine bodenkundliche Baubegleitung. Ein unabhängiger Sachverständiger des Ingenieurbüro Feldwisch überwacht den gesamten Baubetrieb und sorgt dafür, dass die natürlichen Funktionen des Bodens im Rahmen der Bauarbeiten gesichert werden. Ein zertifiziertes Team aus erfahrenen Geologen, Bodenkundlern und weiteren Ingenieuren hat die verschiedenen Bodenarten entlang der NETG und deren spezifischen Eigenschaften gegenüber den Einwirkungen des Leitungsbaus vorab ermittelt. So können Baustelle und vor allem die Baustraßen auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten ausgerichtet werden.

Bevor die Verlegearbeit beginnen, wird der Boden i.d.R. in drei verschiedenen Schichten abgetragen. Als erstes erfolgt der Abtrag des humosen Oberbodens. Dieser wird in einer Miete randlich der Bautrasse gelagert und mit einer speziell geeigneten Saatgutmischung begrünt (Oberbodenmietenbegrünung). Dies geschieht zum Schutz vor Wind- und Wassererosionen, da der Oberboden, der am längsten zwischengelagert werden muss, ansonsten den Einwirkungen von Wind und Niederschlägen direkt ausgesetzt wäre.

Nach Abtrag des Oberbodens wird die Baustraße errichtet. Je nach Bodeneigenschaften und der daraus resultierenden Empfehlung der bodenkundlichen Baubegleitung wird die Baustraße z.B. mit Holzbohlen, Stahlplatten oder mit Fließ und einem Aufbau aus Sand-Schotter-Gemisch angelegt. Das oberste Ziel hierbei ist die Vermeidung von Verdichtungsschäden durch Verteilung der Drucklast, die beim Befahren mit schweren Fahrzeugen entstehen können. Dieses wird auch durch den Einsatz von bodenschonenden Kettenfahrzeugen oder Maschinen mit Niederdruckreifen gewährleistet.

Der Boden wird auf der gesamten Länge der Baustraße der NETG Leitung Voigtslach-Paffrath geschützt. Im Bild erfolgt der Schutz durch Holzbohlen.

Im zweiten Schritt erfolgt der Rohrgrabenaushub mit dem mineralischen Unterboden, dem B- und C-Horizont. Auch diese Böden werden getrennt voneinander in Mieten gelagert, um sie nach der Rohrabsenkung wieder schichtengerecht und lagegetreu einzubauen.

Bevor der Oberboden wieder aufgetragen wird, erfolgt auf gesamter Trassenbreite eine Tiefenlockerung der unteren Bodenschichten. Als Tiefenlockerung bezeichnet man das mechanische Aufbrechen des Unterbodens, um Verdichtungsschäden vorzubeugen oder zu beheben. Dies begünstigt nicht nur das Wurzelwachstum und die Entwicklung von Mikroorganismen, sondern führt vor allem zu einem Abfließen von Staunässe, einem natürlichen Drainage-Effekt.

Auf einem ca. 2,9 km langen Teilstück, ausgehend vom Endpunkt der Station Paffrath, ist aufgrund der geologischen und technischen Voraussetzungen bis auf wenigen Ausnahmen ein geschlossenes, grabenloses Verlegeverfahren in Kombination von Microtunnel und Pipeexpress (Herrenknecht) möglich. Durch die minimalen Bodeneingriffe und der reduzierten Arbeitsstreifenbreite mit entsprechend reduziertem Holzeinschlag im Wald wird sowohl der Eingriff in den Boden als auch in die Biotopstrukturen in seiner Intensität erheblich reduziert.

In Abstimmung mit den Behörden, insbesondere der unteren Bodenschutzbehörde, erfolgt eine regelmäßige Berichterstattung durch die bodenkundliche Baubegleitung. Bei zu nassen Böden und problematischen Witterungsverhältnissen, wie im Februar 2021, wird der Baustellenbetrieb nach Empfehlung der bodenkundlichen Baubegleitung in Rücksprache mit dem Baumanager der OGE unterbrochen. Die Bauarbeiten werden erst fortgesetzt, wenn die Witterung dies zulässt und die Böden hinreichend abgetrocknet sind. Bewirtschafter von landwirtschaftlichen Flächen werden für Ertragsausfälle entschädigt. Sofern nach dem Leitungsbau Mindererträge in der Trasse feststellbar sein sollten, werden auch diese vom Fachpersonal der OGE dauerhaft entschädigt.

Stand: Februar 2021